17.9.2021 – In den Jahren 2016 bis 2020 sind die gebuchten Bruttobeiträge in der Cyberversicherung um das Fünffache auf zuletzt rund 240 Millionen Euro gestiegen. Dazu trugen vor allem reine Cyberpolicen und hier insbesondere Vertragspartner aus der Industrie und der Gruppe der KMU bei. Das sind vorläufige Ergebnisse einer Bafin-Abfrage.
Cyberversicherer haben im Jahr 2020 gebuchte Bruttobeiträge in Höhe von rund 240 Millionen Euro eingenommen. Im Vergleich zu 2016 sind die Prämien damit um das Fünffache gestiegen. Das hat eine Umfrage der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) ergeben.
Erste Zahlen der Erhebung wurden bereits kürzlich auf der Euroforum-Jahrestagung „Digital Edition Cyber-Insurance 2021“ bekannt gegeben (VersicherungsJournal 2.9.2021). Weitere Ergebnisse wurden jetzt im aktuellen BaFin Journal (PDF, zwei MB, nicht barrierefrei) veröffentlicht.
Rund 60 Schaden- und Unfallversicherer wurden befragt
Die Aufsichtsbehörde hatte rund 60 Schaden- und Unfallversicherer mit Sitz in Deutschland, hier niedergelassene EU-Versicherer und Rückversicherungs-Unternehmen, zur Teilnahme aufgefordert. Die Unternehmen wurden gebeten, Kennzahlen der Gewinn- und Verlustrechnung zum Cyber-Versicherungsgeschäft im Zeitraum 2016 bis 2020 zu nennen.
Sie sollten dabei zwischen dem Geschäft mit Privatpersonen, kleinen und mittleren Unternehmen sowie der Industrie differenzieren. Ebenso zwischen reinen Cyberpolicen (Stand-Alone-Verträge) und herkömmlichen, auch Cyberschutz inkludierenden Verträgen (Endorsement-Verträgen).
Die Anbieter wurden unter anderem auch gefragt, wie umfangreich sie die Musterbedingungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) nutzen.
Zehn Versicherer teilen sich 86 Prozent des Marktes
Die Ergebnisse: Die zehn größten Cyberversicherer besaßen nach Angaben der Bafin im Jahr 2020 in Bezug auf die gesamten Bruttoeinnahmen einen Marktanteil von etwa 86 Prozent.
Das starke Wachstum der Bruttobeitragseinnahmen sei vor allem auf das Stand-Alone-Geschäft und hier insbesondere auf Vertragspartner aus der Industrie und der Gruppe der KMU zurückzuführen, wird berichtet. Das Geschäft mit Privatkunden spiele nach wie vor eine untergeordnete Rolle.
Im Zeitraum von 2016 bis 2020 erhöhte sich auch die Schadenquote deutlich. Anfangs lag sie nur bei 9,3 Prozent (2016). Zuletzt fiel sie von 47 Prozent (2019) auf 42,1 Prozent (2020) wieder etwas zurück.
Der Selbstbehalt der Unternehmen reduzierte sich spürbar von 62,9 Prozent (2016) auf 40,9 Prozent (2020). „Damit sind Rückversicherer stärker an Cyber-Schadenfällen beteiligt“, wird Ramon Platt, Referatsleiter für Grundsatzfragen der Schaden-/ Unfallversicherung zitiert. „Aus risikotechnischer Sicht ist dies zu begrüßen, solange die Volatilität in diesem Segment noch relativ hoch ist.“
Bafin befürwortet eigenen Versicherungszweig
Mit Blick auf die Vertragsbedingungen sagt er: „Die Bandbreite an Bedingungswerken ist anscheinend groß, in mehr als der Hälfte kommen individuelle Versicherungs-Bedingungen zum Einsatz.“ Cyberpolice sei daher nicht gleich Cyberpolice, das müsse dem Verbraucher klar sein.
Der Referatsleiter spricht sich für die Einrichtung eines eigenen Versicherungszweiges für Cyber-Versicherungsprodukte aus. „Aufgrund der zunehmend steigenden Marktbedeutung von Cyberassekuranzen wäre das möglicherweise folgerichtig“, meint er.
Die Behörde kündigt an, nach einer abschließenden Auswertung ausführlicher über die Ergebnisse der Umfrage zu berichten.