Deutschland Forsa-Umfrage
Union droht mit Laschet als Kanzlerkandidaten Verlust von 98 Mandaten
Stand: 12:28 Uhr
Nach dem nächtlichen Treffen im Reichstag ist weiter alles offen
Bis zum frühen Morgen verhandelten Armin Laschet und Markus Söder über die Kanzlerkandidatur. Das Treffen bildete den vorläufigen Höhepunkt im Streit um die K-Frage. Die Union steht fünf Monate vor der Bundestagswahl maximal unter Druck.
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Auch in der neuen Forsa-Umfrage zeigt sich ein negativ wirkender „Laschet-Faktor“: Weil der CDU-Vorsitzende als Kanzlerkandidat die Union ein Drittel ihrer derzeitigen Anhänger kosten würde, würde die Partei im neuen Bundestag knapp 100 Sitze verlieren.
Wenn CDU und CSU mit Armin Laschet als Kanzlerkandidaten in den Bundestagswahlkampf ziehen, drohten ihnen laut RTL/ntv-Trendbarometer von Forsa massive Verluste. Denn die Mehrheit der Bürger, die bei der Bundestagswahl im Herbst 2017 eine der beiden Unionsparteien gewählt haben, würde sie derzeit nicht mehr wählen.
Außerdem wären von den 27 Prozent der Wahlberechtigten, die aktuell noch Union wählen möchten, mit 65 Prozent nur knapp zwei Drittel bereit, bei ihrer Entscheidung zu bleiben, wenn der CDU-Vorsitzende Laschet Kanzlerkandidat wird. 35 Prozent würden in diesem Fall eine andere Partei oder gar nicht wählen.
In der aktuellen Forsa-Umfrage vom vergangenen Mittwoch liegen CDU und CSU bei 27 Prozent, die Grünen bei 23 Prozent, die SPD bei 15 Prozent, die AfD bei elf Prozent, die FDP bei neun Prozent, die Linke bei acht Prozent und die sonstigen Parteien zusammen bei sieben Prozent.
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In ostdeutschen Bundesländern und Bayern wollen sogar jeweils 39 Prozent der jetzigen Unionsanhänger ihre Entscheidung revidieren, wenn Laschet als Kanzlerkandidat antritt. Von den jungen, 18- bis 29-jährigen Unionsanhängern würden in diesem Fall sogar 44 Prozent nicht mehr CDU oder CSU wählen.
Söder bei Direktwahl gegen Scholz und Baerbock vorn
Weil der negativ wirkende „Laschet-Faktor“ CDU/CSU ein Drittel ihrer derzeitigen Anhänger kosten würde, würde die Partei im neu gewählten Bundestag knapp 100 Sitze verlieren: Mit Laschet als Kanzlerkandidaten käme die Union momentan nur noch auf 148 Mandate – das sind 98 Sitze weniger als 2017.
Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen könnten, hätte CSU-Chef Markus Söder weiterhin die Nase vorn. Wenn Annalena Baerbock für die Grünen und Olaf Scholz für die SPD die Gegenkandidaten wären, würden sich 40 Prozent für Söder entscheiden. Baerbock würde 23, Scholz 16 Prozent erreichen. Laschet käme gegen Baerbock und Scholz auf 19 Prozent und läge damit hinter Baerbock (23 Prozent) und knapp vor Scholz (16 Prozent).
Die Grünen haben laut Forsa-Chef Manfred Güllner mit der Nominierung Baerbocks zur Kanzlerkandidatin eine gute Wahl getroffen. „Die Aussichten bei der Bundestagwahl sind für die Grünen mit Baerbock vielleicht ein bisschen besser geworden“, sagte er am Montag. „Sie spricht stärker die weiblichen und jungen Wähler an. Hier könnten die Grünen mit ihr stärker punkten.“ Sie stehe für einen modernen Politikstil. „Das ist sicherlich unter den aktuellen Rahmenbedingungen eine richtige Entscheidung.“
Laschets Werte hingegen zeigen eine bemerkenswerte Parallelität zur Stimmungslage Anfang 1998, als bei der SPD Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder um die Kanzlerkandidatur der Partei konkurrierten. Lafontaine lag damals mit 23 Prozent ähnlich klar hinter Schröder (44 Prozent), dem späteren Sieger der Bundestagswahl im Herbst, wie heute Laschet mit 19 Prozent hinter Söder mit 40 Prozent liegt.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Mediengruppe RTL vom 13. bis 16. April 2021 erhoben. Datenbasis: 2003 Befragte.
Nach dem nächtlichen Treffen im Reichstag ist weiter alles offen
Bis zum frühen Morgen verhandelten Armin Laschet und Markus Söder über die Kanzlerkandidatur. Das Treffen bildete den vorläufigen Höhepunkt im Streit um die K-Frage. Die Union steht fünf Monate vor der Bundestagswahl maximal unter Druck.