Oldtimer: Welche Folgen das Verbrenner-Aus für die Liebhaber-Autos hat

Oldtimer: Welche Folgen das Verbrenner-Aus für die Liebhaber-Autos hat

benzin- und dieselabschaffung Nach EU-Entscheidung: Was bedeutet das Verbrenner-Aus für Oldtimer?

Oldtimer: Welche Folgen das Verbrenner-Aus für die Liebhaber-Autos hat

Das beschlossene Verbrenner-Verbot geht nicht unbemerkt an den Oldtimern vorbei. (Im Bild sind mehrere historische Autos auf einem Treffen zu sehen).

© Peter Seyfferth / Imago Images

09.04.2023, 15:37 Uhr 3 Min.

Mit dem Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035 dürfen nur noch mit E-Fuels betankte Verbrenner-Autos neu zugelassen werden. Dadurch dürfte die Nachfrage an fossilen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel sinken. Aber was passiert dann mit den Oldtimern?

Zu Jahresbeginn 2023 gab es laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 793.589 Oldtimer in Deutschland. Die Liebhaber-Stücke werden je nach Art des verbauten Verbrennungsmotors mit Benzin oder Diesel betrieben. Mit dem Verbrenner-Aus ab dem Jahr 2035, welches die EU Ende März endgültig beschlossen hat, verlieren jene Fahrzeuge allerdings an Bedeutung. Dann dürfen nämlich nur noch mit klimafreundlichen synthetischen Kraftstoffen, auch E-Fuels genannt, betankte Verbrenner-Autos neu zugelassen werden – und keine mehr mit fossilen Kraftstoffen. Viele Menschen dürften sich damit um die Zukunft von Oldtimern sorgen. Zumal das Angebot an Benzin und Diesel durch das Verbrenner-Verbot wohl sinken wird.

Wird es in der Folge zu einem Mangel an fossilen Brennstoffen kommen? Prof. Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und dort verantwortlich für die verbrennungsmotorischen Belange, ist sich sicher, dass es nicht zu einem Verkaufsstopp von Benzin und Diesel kommen wird. Er erklärt gegenüber dem stern: “Die Aufgabe ist, dass sowohl ottomotorische als auch dieselmotorische Kraftstoffe innerhalb der bereits heute gültigen Kraftstoffnorm EN 228 und EN 590 liegen.” Doch können Oldtimer überhaupt synthetische Kraftstoffe, welche mit Strom aus erneuerbaren Energien aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden, tanken? Schließlich sind die Fahrzeuge und damit in der Regel auch deren Motoren mindestens 30 Jahre alt.

Oldtimer können E-Fuels tanken

Wenn E-Fuels der Zukunft die heutige Norm erfüllten, so seien die Fahrzeuge, die heute mit dem Kraftstoff betrieben werden, auch in Zukunft damit einsetzbar, so Koch. Dies schließe die Oldtimer ein, die heute auch mit dem fossilen Kraftstoff betrieben werden. Tatsächlich begrüßt die Oldtimer Weltorganisation FIVA (Fédération Internationale des Véhicules Anciens) die Entscheidung der EU, die Nutzung von E-Fuels bei Fahrzeugen nach 2035 zu erlauben. “Die Europäische E-Kraftstoff-Politik könnte historische Fahrzeuge retten”, hieß es vor Kurzem in einer Pressemitteilung. Und sie werde Besitzerinnen und Besitzern historischer Fahrzeuge den Umstieg von fossilen Kraftstoffen erleichtern.

Die Mitgliedsorganisationen der FIVA in Österreich, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden hätten in den vergangenen Jahren aktiv die Verwendung von E-Kraftstoffen untersucht. “Und die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Kraftstoffe sowohl in historischen als auch in modernen Fahrzeugen gut funktionieren,” schrieb die Organisation. Der Motorenexperte Koch stellt aber auch klar: “Es gibt Ausnahmen bei ganz alten Fahrzeugen, die heute auch schon Sonderadditive – zum Beispiel mit Schmierfunktion – benötigen. Dies ist schon heute eine Ausnahme und verbleibt sicherlich.”

Uneinigkeit über Klimafreundlichkeit von E-Fuels

Lars Genild, FIVA-Vizepräsident für Gesetzgebung, sagte: “Diese EU-Entscheidung […] wird uns auch dabei helfen, unser automobiles Erbe auf der Straße zu erhalten, ohne die CO2-Bilanz negativ zu beeinflussen.” Auch Koch spricht von einem “Potential einer messbaren Verbesserung durch die E-Fuel-Kraftstoffe”. Er verweist zudem darauf hin, dass “Altfahrzeuge aus Immissionssicht einen untergeordneten Beitrag beisteuern”. Schließlich sei die Fahrzeuganzahl relativ gering. Anfang des Jahres machten die Oldtimern gut einen Prozent aller registrierten Kraftfahrzeuge in Deutschland aus – wenn auch mit steigender Tendenz. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schrieb hingegen neulich: “Entgegen aller Branchenversprechen lassen sich die Umweltschäden bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren nicht über sogenannte alternative Kraftstoffe reduzieren.” Demnach sei die Herstellung von E-Fuels äußerst energieaufwändig und ihr Einsatz in einem Verbrennungsmotor hochgradig ineffizient. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob und inwiefern E-Fuels tatsächlich klimafreundlich sind.

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Klar ist indes: Damit neben Schiffen und Flugzeugen Oldtimer sowie Millionen weitere Fahrzeuge in Deutschland mit E-Fuels betankt werden können, ist zunächst ein massiver Produktionsanstieg der synthetischen Kraftstoffe und ein flächendeckender Ausbau des kommerziellen Angebots erforderlich – und das zu günstigeren Verbraucherpreisen als bislang.

Quellen: FIVA, KBA, DUH

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