Warum die Münchner noch lange auf den Verbrenner setzen

Warum die Münchner noch lange auf den Verbrenner setzen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Teilen

Wie schnell kann der Umstieg von Verbrenner auf Elektroautos gelingen? Ein BMW-Manager spricht über die Herausforderungen des „Ökosystems“ E-Auto – und Technologie-Offenheit.

München – Von der einstigen Strahlkraft zu Mitbewerbern in einem hart umkämpften Markt: Für die deutsche Autoindustrie ist der Wind in den vergangenen Jahren rauer geworden. Zum einen stellt die Elektrifizierung Hersteller wie BMW vor eine riesige Herausforderung, dazu kommen wirtschaftspolitische Auswirkungen in den USA, Russland und auch China, welche die Wettbewerbsbedingungen massiv verändert haben.

Dabei geht es auch um die Frage der Antriebstechnologie: Sollen Hersteller wie BMW, VW und Mercedes komplett den Kurs auf E-Mobilität einschlagen oder sich auch künftig der Weiterentwicklung von Verbrennerantrieben konzentrieren? Dass letzteres Kapitel längst nicht abgeschlossen ist, hat BMW-Manager Frank Weber in einem Interview bestätigt.

BMW-Manager über E-Autos und Verbrenner: Transformation „geht nicht über Nacht“

Weber spricht in der FAZ über die ganzheitliche Herausforderung des „Ökosystems“ Elektroauto: „In Summe muss das Ganze nachhaltiger sein als bei dem Einsatz von Verbrennungsmotoren. Für das Elektroauto bedeutet das eine Reihe von Herausforderungen, von der Batterieherstellung über die Rohstoffbeschaffung und die Ladeinfrastruktur bis hin zum Recycling.“ Ein Problem in der Betrachtung sei die Annahme, dass der Mobilitätswandel in einer relativ kurzen Zeitspanne geschehen soll: „Das umzusetzen, in allen Material- und Energieströmen, dauert seine Zeit, das geht nicht über Nacht“, führt der Münchner Entwicklungsvorstand aus und bezieht sich damit mitunter auf die Lieferketten.

Auch wenn im lukrativen Automarkt China die Weichen auf Elektroautos gestellt sind und das deutsche Hersteller vor Probleme stellt: Hierzulande und im gesamten Europa ist die Nachfrage nach Autos mit Benzin- aber auch Dieselmotor unverändert hoch. „Wir reden über eine gigantische Transformation industrieller Strukturen. Man kann nicht von heute auf morgen mit dem Verbrennungsmotor aufhören. Werfen Sie doch mal einen Blick auf die Zulassungszahlen in Deutschland oder Europa“, erklärt Weber diesbezüglich. In der Tat greift die Mehrheit der Neuwagenkäufer in Deutschland nach wie vor zu einer traditionellen Antriebsgattung.

Warum die Münchner noch lange auf den Verbrenner setzenSportwagen in der BMW Welt in München – mit Verbrennermotor und vier Endrohren. © IMAGO/FrankHoermann/SVEN SIMON

Dabei ist BMW wohl der deutsche Hersteller, der sich am meisten der Technologie-Offenheit verschreibt: Ein internes Aus für Verbrennermotoren wurde noch nicht besiegelt. Außerdem ließen die Münchner vor wenigen Monaten wissen, dass man noch bis ins nächste Jahrzehnt mit modernen Benzin- und auch Dieselaggregaten plane.

BMW wahrt Technologie-Offenheit: Vollgas auch bei Elektromobilität

Nichtsdestotrotz spielen auch Elektroautos im Konzern eine große Rolle, daran lässt Weber gegenüber der FAZ keinen Zweifel. Ein wichtiger Meilenstein sei die „Neue Klasse“, die auf der anstehenden IAA im September einen Ausblick auf die nächste E-Auto-Generation bei BMW gibt: „Sie ist so etwas wie der Schneepflug für den Technologiehub, den wir erreichen wollen.“ Der BMW-Manager hält für wahrscheinlich, dass das Verbrennerverbot in der Europäischen Union ab 2035 für Neuwagen kommen wird. Jedoch erklärt er, dass in diesem Zusammenhang auch das Thema E-Fuels für die „existierende Flotte“ von Bedeutung sei – dies aus seiner Sicht jedoch nicht „laufzeitverlängernd“ wirken dürfte.

Infrastruktur: E-Autos benötigen eine entsprechende Infrastruktur, um aufgeladen zu werden. Derzeit gibt es noch nicht genügend öffentliche Ladestationen, um den Bedarf zu decken. Für lange Strecken oder abgelegene Orte sind Verbrenner daher immer noch die praktikablere Option.Fotostrecke ansehen

Die Arbeit ausgehen wird den BMW-Mitarbeitern im Forschungs- und Entwicklungszentrum im Norden Münchens so schnell jedenfalls nicht: „Wir müssen ja alles gleichzeitig machen, den Verbrennungsmotor fortentwickeln, das Elektroauto voranbringen und den Wasserstoffantrieb erproben.“ (PF)