12.9.2022 – Ob Kundenansprache, Kostenabrechnungen oder Vertragsprozesse – die Arbeit verlegt sich zunehmend ins Digitale. Manche Unternehmen haben sich bereits auf die neue Marschrichtung eingestellt und ihr Geschäft nach ihr ausgerichtet. Worauf es aus Vermittlersicht besonders ankommt, erklärt Unternehmensberaterin Ulrike Vogelgesang im Gespräch mit dem VersicherungsJournal.
Digitalisierung – eine Entwicklung, die kein Makler ungenutzt lassen sollte. So sieht das Dr. Ulrike Vogelgesang, Partner bei McKinsey & Company, Inc. Gründe dafür kann sie viele vorlegen. Beispielsweise in der Nachwuchsgewinnung. „Wir sehen, dass mehr als die Hälfte der Versicherungsmakler über 50 Jahre alt sind.“
Digitale Makler sind als Arbeitgeber attraktiver
Ulrike Vogelgesang (Bild: McKinsey)
Dies bestätigt eine Statistik des Arbeitgeberverbands der Versicherungs-Unternehmen in Deutschland e.V. von 2021. Auch Focus Money Versicherungsprofi widmete sich dieser Thematik und berichtete von der schwierigen Nachwuchsfindung.
Wer führt das Geschäft nach dem Ausstieg weiter? Im sogenannten „War for Talents“, profitieren jene, die sich frühzeitig digital gut aufstellen, so Vogelgesang. „Die Nachwuchssuche treibt viele Maklerbüros um. Für junge Menschen ist es wesentlich attraktiver, bei einem Makler zu arbeiten, der auf digitale Lösungen statt auf Aktenordner setzt.“
Außerdem: „Wer sich auf Jobsuche begibt oder einen guten Makler sucht, bemüht das Internet. Eine hochwertige Landing-Page vermittelt gleich einen guten Eindruck“, berichtet Vogelgesang.
Zudem öffnen Jobbörsen den Zugang zu potenziellen Kandidaten oder Arbeitgebern. Wer Nachwuchs werben will, geht seit Längerem in die bekannten Jobportale (VersicherungsJournal 28.1.2021).
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Vermittler und Versicherer digital besser aufstellen
Investitionen in die Digitalisierung bergen viele Vorteile, so die Unternehmensberaterin. „Wer sich als Übernahmekandidat für größere Firmen aufstellen möchte, der ist mit einem hohen Grad an Digitalisierung natürlich gut aufgestellt. So gelingt die Migration der IT in größere Firmen besser.“
Großen Nachholbedarf sehen Makler laut der Expertin auf Seiten vieler Versicherungen. „Die Grundvoraussetzung für eine gelungene Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ist, dass die Daten zwischen Makler und Versicherer sich im Austausch befinden. An dieser Stelle haben viele Vermittler das Problem, dass so mancher Versicherer die Daten noch nicht vollständig digital bereitstellt.“
Einige Krankenversicherer zeigen bereits, wie es gehen kann (2.8.2022).
Die Versicherung, die ihre Prozesse digital und schlank aufgestellt hat, wirkt wesentlich attraktiver.
Ulrike Vogelgesang, McKinsey
Die ideale Welt für Versicherungsvermittler dank technischer Neuerung
Hohe administrative Aufwände, die im Nachgang zum Versicherungsabschluss seitens des Maklers vorgenommen werden müssen, schrecken viele Vermittler mittlerweile ab. „Hier wirkt die Versicherung, die ihre Prozesse digital und schlank aufgestellt hat, wesentlich attraktiver“, erklärt Vogelgesang.
Im Idealfall erleichtere die Digitalisierung die Arbeit für Makler maßgeblich, so die Beraterin. Vom Kundenkontakt, beispielsweise über Social Media, zum Treffen mit digitalem Vertragsabschluss und einfacher, digitaler Bearbeitung bis hin zur automatisierten Abrechnung, die direkt auf das Konto überwiesen wird – die Digitalisierung kann es ermöglichen, erklärt die promovierte Expertin.
Für die ideale Beratung bedürfe es zwei weiterer Voraussetzungen: Die beste Nutzung von Daten über den Kunden, um das Angebot maßzuschneidern. Ähnlich, wie Algorithmen beim Onlineshopping die Kundenpräferenzen auswerten und Produkte auf Grundlage dieser Daten vorschlagen.
Und zweitens müsse der Makler seinen großen Vorteil ausspielen: den persönlichen Kontakt. Damit er dafür die notwendige Zeit hat, können automatisierte Prozesse helfen, Zeitressourcen freizugeben.